Warum stimmen Musiker ihre Instrumente erst auf der Bühne unmittelbar vor Beginn der Aufführung, also während das Publikum anwesend ist um die Plätze einzunehmen?
Wollen sie das Publikum in die richtige Stimmung versetzen?
Dirigent zum Kontrabassisten: "Wollen Sie nicht mal Ihr Instrument stimmen?"
Kontrabassist: "Wieso, die Saiten sind doch alle stramm?" Bratscher: "Mensch, darauf kommt's doch nicht an, die Wirbel müssen alle in die gleiche Richtung stehen!"☺
Bei längeren Konzerten müssen die Musiker zwischendurch "nachstimmen", weil sich die Instrumente schon durch die Belastung beim Spielen verstimmen.
Durch das Anzupfen einer Saite bildet sich ein Ton, der nach dem Loslassen rasch ausklingt und zum Grundton der Saite nicht passende Obertöne erzeugt. Beim Anschlag der Klaviertaste hingegen ist die anfängliche Auslenkung einer Schwingung zwar größer, jedoch "runder" und lokal begrenzt, wodurch andere Oberwellen erzeugt werden.
Beim Streichen einer Geigensaite wiederum kommen Zerrtöne hinzu, die durch das permanente Verhaken und Abrutschen der Saite beim Bewegen des Bogens entstehen. Auch die Schwingungen des Korpus einer Gitarre und die aufgelegten Finger, die die Saiten mit klopfen, reißen, dehnen, bendings, hammer on´s, slides, pull off´s, staccato, pizzicato und viele anderen technischen Tricks bearbeiten, wirken klangbildend und dämpfend.
Bringt ein Musiker sein Instrument aus dem kühlen Proberaum in das warme Scheinwerferlicht der Bühne, dehnen sich die Saiten aus und der Ton wird tiefer. Bringt der Gitarrist die Saite durch Anzupfen in Bewegung, schwingt sie schneller als die weniger gespannte Saite. Je straffer eine Saite gespannt ist, desto schneller schwingt sie und klingt höher.
Dagegen schwingt die warme Luft in einem Blasinstrument schneller und der Ton wird höher.
Letzte Sicherheit bringt also nur das Stimmen unmittelbar vor Konzertbeginn. So stellen die Musiker sicher, dass alle Instrumente unter gleichen Bedingungen gestimmt sind.
- Gitarre, Streichinstrumente, Bläser, wohltemperiertes Klavier! Kammerton a´ = 440 Hertz
Ein Instrument soll nicht nur mit dem Stimmgerät gestimmt werden sondern muß auch „in sich“ stimmen. Die Abstimmung mehrere Instrumente untereinander, unterschiedlichen Materials (Blech, Holz ) und Bauart, ist eine Herausforderung. Man stimmt sich auf die auf absolute Tonhöhe, üblicherweise den Kammerton a`440Hz, ein. Die Saite einer Gitarre schwingt bei diesem Ton 440 mal in der Sekunde.
Das unflexibelste Instrument in einer Rock/Popband ist das Keyboard. Man nimmt sich z.B. als Referenzton das a` (440 Hz) und alle anderen Instrumente richten ihre Stimmung danach aus!
In einem Orchester gibt die Oboe als obertonreiches Instrument den Kammerton a` vor.
Hast du kein Referenzinstrument bei dir zuhause hilft eine Stimmgabel, eine Stimmpfeife oder ein elektronisches Stimmgerät.
Ein Telefon hat fast jeder zuhaus und das Freizeichen ist ein a`. Je nach Provider evt. ein Ab/G#.
Die Grundstimmung eines Blechblasinstrumentes ergibt sich durch hineinblasen ohne die Ventile oder den Posaunenzug zu betätigen. Bei Holzblasinstrumenten erzeugst du den Grundton durch schließen aller Klappen oder Grifflöcher. Will man eine Grundstimmung in F, Bb oder Eb, verlängert oder verkürzt man die Rohrlänge beim Blasinstrument.
Bei einem 3,90m langen Alphorn, das Nationalinstrument der Schweiz, erklingt ein E (82 Hz). Bei einer Länge von 3.70m ist der Ton schon ein F (87Hz)und bei 3,50m erklingt ein F#/Gb (92 Hz) usw. Je kürzer desto höher der Ton respektive, je dünner eine Saite, desto schneller schwingt sie und der Ton wird höher.
Das Didgeridoo, das Nationalinstument der Aboriginis in Australien, hat keine Klappen oder Ventile und erzeugt nur einen andauernden hypnotischen Ton. Dieser Ton wird eher rhytmisch durch Zungenschnalzen, Lippenveränderung, Grunzen gleichzeitiges Singen oder Bellen usw. erzeugt.
Wenn ich jetzt z.B. mit der Gitarre ein Didgeridoo (122cm = C#=70Hz) begleiten möchte, sind die Standard-Akkorde z.B.: F#dur D#m A#m und C#, eher unkomfortabel zu greifen. Man behilft sich dann mit einem Kapodaster und setzt ihn auf den 1ten Bund. Jetzt kann ich mit den Akkorden, die mir in F geläufig sind (F Dm Am C ) begleiten. Man nennt das „transponieren“. Möchtest du ein Lied von „Adele“ oder „Michael Jackson“ nachspielen, ist deren Stimmlage für dich vielleicht zu hoch. Ein Lied in „F“ wird dann auf „E“ oder „D“, also 1-3 Töne tiefer „transponiert“!
Im Gegensatz zu chromatischen Instrumenten ist die Blues-Harp (Mundharmonika) ein diatonisches Instrument auf der du nicht alle Halbtöne spielen kannst sondern nur Töne in einer Tonart. Beim Cross-Harp-Spiel wird die Harp über eine Tonleiter gespielt, die 5 Halbtonschritte darunter liegt. Eine C-Harp kann man also cross in G spielen. Da der Blues meistens im Mixolydischen Mode Improvisiert wird, nimmt man bei einem Standard-Blues in A7 eine Bluesharp in D, oder bei einen Blues in E7 eine A Blues-Harp (Cross-Harp).
Ebenso die „Steirische Harmonika“,Ziach oder Quetsch´n! Sie ist auch diatonisch (leitereigen). Bei der "Steirischen" erklingen auf Druck (bei Blues-Harp reinblasen) ausschließlich die Dreiklangstöne der jeweiligen Tonart, auf Zug (bei Blues-Harp Luft einziehen) die Töne des Dominantseptakkordes.
Gäbe es keinen einheitlichen Ton zum Abstimmen der Instrumente würde das Orchester klingen wie wenn alle durcheinander in einer anderen Sprache sprechen und z.B. das Musical „Cats“ würde in einem Katzenjammer enden.
Also, bleibt weiter in bester Stimmung !
Euer Herbert
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