Blog: Lokrischer Modus

Der 7te und letzte Modus aus der Reihe, lerne jeden Monat eine neue Kirchentonart.

Lockig, flockig, Lokal, Lokus – Lexus, Lakritz, logisch….das alles kennen wir, aber was ist lokrisch?

Ja, man könnte sagen, der 1.Mai 2014 war verlokrischt☹, auf jeden Fall vernieselt, verregnet und der ideale Tag um mich mit lokrisch auseinanderzusetzen!

Die lokrische Skala enthält gegenüber unserer bekannten Durskala eine kleine Sekunde und eine verminderte Quinte. Das Intervall, b5, ist ein Tritonus. Wegen des dissonanten, spannungsgeladenen Klangs, der nach Auflösung verlangt, wurde der Tritonus im Mittelalter auch als „Diabolus in Musica“ bezeichnet. Beispiele für dramatische und bedrohliche Kompositionen sind z.B.: der Aussätzige, die Beschreibung der Hölle, Kerkerszenen, Lockrufe der Hexen, Götterdämmerung auch gern genommen bei Thrillern und Horrorszenen. Die Jazzrock-Formation „King Crimson“ hat z.B.: in dem Song RED viel Tritoni-Motive verarbeitet (3 Ganztöne hintereinander, dieses Intervall halbiert eine Oktave).

H-Lokrisch enthält unsere Stammtöne:

1 - H b2 - C b3 - D 4 - E b5 - F b6 - G b7 - A

Dementsprechend ist G – Lokrisch:

1 - G b2 - Ab b3 - Bb 4 - C b5 - Db b6 - Eb b7 - F

Und C – Lokrisch

1 – C b2 - Db b3 - Eb 4 - F b5 - Gb b6- Ab b7 - Bb

Harmonisation in C – Lokrisch: Cm7b5, Dbmaj7, Ebm7, Fm7, Gbmaj7, Ab7, Bbm7

Die lokrische Skala wird sehr gerne für Improvisationen im Jazz, Jazzrock und Fusion verwendet.

Frank Zappa, Allan Holdsworth, Robert Fripp, Frank Gambale, Scott Henderson um nur einige Gitarristen zu nennen. „Enter sandman“ von Metallica ist im lokrischen Modus!

…der „lokrische Traum“ basiert auf dem halbverminderten Akkord Em7b5 (E – G – Bb – D = 1 – b3 – b5 – b7)

In "Army of me" von der isländischen Sängerin "Björk" groovt die "bassline" lokrisch!

Lokrisch ist der einzige Mode mit dem Tritonius-Intervall vom Grundton ab. Der erste Akkord in der lokrischen Harmonisation ist ein verminderter Dreiklang (2 verminderte Terzen aufeinander geschichtet, Grundton+ zwei kleine Terzen, b3+b5). Erweitert man diesen Akkord mit einer weiteren Terzschichtung zu einen 4-Klang, erhält man den halbverminderten Akkord m7b5.

Dieser Tritonus macht den Dreiklang unstabil und wir können ihn nicht als eine Tonika hören.

Ich hoffe ich konnte dazu beitragen, Verwirrungen, Mißverständnisse und eventuelle Ängste im Umgang mit den Kirchentonarten (Modes), zu beseitigen.

Der Mai ist da, der Vogel Pirol pfeift,

es geht was um – und wer sich dies und wer sich das verkneift,

der ist schön dumm

(Tucholsky)

Ich wünsch euch noch einen wonnigen Mai!

Euer Herbert